Retinol gilt als einer der wirkungsvollsten und beliebtesten Anti-Aging-Wirkstoffe. Nun hat die EU eine neue Kosmetikverordnung veröffentlicht, die unter anderem Retinol in Kosmetikprodukten betrifft. Aber wird Retinol als Inhaltsstoff in der Kosmetik künftig verboten? Die Antwort auf die Frage und weitere Tipps und Informationen rund um Retinol und die Vitamin A-Familie findest du hier!
Retinol, Retinal, Vitamin A: Unterschiede und Wirkungen
Retinol und Retinal sind hochwirksame Inhaltsstoffe in der Hautpflege und gehören zur Vitamin A-Familie. Sie werden, genauso wie die weniger starken Retinolester Retinyl Acetate und Retinyl Palmitate, in Kosmetik vor allem eingesetzt, um ersten Alterungsanzeichen entgegenzuwirken.
Retinoide stimulieren die Kollagenproduktion der Haut und sollen so feine Linien und Falten ausgleichen. Gleichzeitig beugen die Wirkstoffe oxidativen Stress vor, der den Alterungsprozess der Haut beschleunigen kann.
So gibt es zahlreiche Anti-Aging-Produkte mit Retinol und weniger starken Retinolestern. Momentan sind hier Konzentrationen von bis zu zwei Prozent möglich. Starke Retinoide sind auch in hochwirksamen Akne-Mitteln enthalten, die allerdings dann zu verschreibungspflichtigen Arzneimitteln gehören.
Die höchste Konzentration von Vitamin A (oder dem verwandten Beta-Carotin) findest du allerdings nicht in der Hautpflege, sondern in Nahrungsergänzungsmitteln. Das Vitamin unterstützt vor allem unsere Augen und kann als Nahrungsergänzung das Haarwachstum und die Erneuerung der Haut unterstützen.
EU-Verordnung: Wird Retinol verboten?
Keine Sorge, auch in Zukunft wirst du wirksame Anti-Aging-Produkte mit Retinol-Konzentrationen finden. Denn die EU Kommission hat kein Verbot, sondern lediglich Beschränkungen verhängt. Ebenso wie bei Alpha Arbutin und einem bestimmten UV-Filter treten bald auch Beschränkungen in Bezug auf Retinol in Kraft.
Grundlage für diese Beschränkung ist zum einen eine Stellungnahme des wissenschaftlichen Ausschusses zur Verbrauchersicherheit der EU-Kommission in 2022, in der die Wirkung und mögliche Gefahren von Retinol und Retinolestern auf die Haut und den Körper untersucht wurde.
Der ganze Prozess wurde allerdings bereits 2010 vom deutschen Bundesinstitut für Risikobewertung ins Rollen gebracht, das schon damals eine Begrenzung von Vitamin A in Kosmetik forderte.
Vorab lagen keinerlei Beschränkungen vor und Kosmetik-Unternehmen konnten im Prinzip so viel Retinol in ihren Produkten verarbeiten, wie sie selbst als sinnvoll erachtet haben.
In der Stellungnahme von 2022 erläutert der wissenschaftliche Ausschuss für Verbrauchersicherheit der EU-Kommission, dass Retinol und Retinylester aus 0,05% in Körperlotionen und auf 0,3% in Gesichtsprodukten beschränkt werden soll.
Dabei gewähren sie der Kosmetikindustrie zwei wichtige Fristen: Zum einen haben sie bis Mitte 2025 Zeit, neue Ersatzprodukte zu formulieren und auf den Markt zu bringen. Zum anderen können sie bis Ende 2026 den Restbestand ihrer nicht-konformen Produkte verkaufen. Danach ist das nicht mehr möglich.
Ist Retinol gefährlich?
Warum wird Retinol in Kosmetik nun beschränkt? Ist es etwa gefährlich für die Haut?
Natürlich werden solche Beschränkungen nicht ohne Grund verhängt. Im Vordergrund stehen das Wohl und die Gesundheit der Verbraucher*innen.
Grund für die drastische Senkung der Retinol-Konzentration in Kosmetika ist die generelle Aufnahme von Vitamin A und eine mögliche Überdosis des Vitamins. Denn: Zwar ist die Konzentration von Vitamin A im Vergleich zu Kosmetik in Lebens- und Nahrungsergänzungsmitteln deutlich höher, entsprechende Hautpflege-Produkte können die Aufnahme von Retinol aber insgesamt um circa 25% erhöhen.
So wird Retinol über die Haut aufgenommen, in Retinsäure umgewandelt und kann im Körper dann zu biologischen Wirkungen führen. Je mehr wir von dem Produkt verwenden, beispielsweise eine Körperlotion mit Retinol anstelle eines Gesichtsserums, fallen die Wirkungen deutlich stärker aus. Das erklärt auch die strengere Beschränkung von Retinol in Körperlotionen im Vergleich zu Gesichtsprodukten.
Noch dazu kommt, dass der oder die Durchschnittsbürger*in schon die empfohlene Tagesmenge von 1 mg Retinol-Äquivalenten (Vitamin A) zu sich nimmt. Die wenigsten Menschen benötigen Vitamin A als Nahrungsergänzung. Ganz im Gegenteil: Wir müssen eher aufpassen, dass wir die von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) Maximalgrenze von 3 mg pro Tag nicht überschreiten.
Denn bei Vitamin A gilt nicht “viel hilft viel”. Eine erhöhte Aufnahme von Vitamin A und Vitamin A-ähnlichen Stoffen kann zu gesundheitlichen Folgen führen, beispielsweise zu Veränderungen der Leber und Haut, Kopfschmerzen, Übelkeit, erhöhtem Hirndruck, sowie verminderter Knochendichte. Besonders letzteres ist wichtig für ältere Menschen, deren tägliche Höchstgrenze von Retinol-Äquivalenten bei 1,5 mg liegt.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat ein Worst-Case-Szenario berechnet, bei dem eine Person nicht nur täglich verschiedene Kosmetikprodukte mit Retinol verwendet, sondern diese auch mit den höchsten Einsatzkonzentrationen. Damit würde der oder die Verbraucher*in die Höchstgrenze für Retinol-Äquivalente um 115% überschreiten.
Übrigens: Kosmetika mit Retinoiden sind generell nicht für Schwangere und während der Stillzeit geeignet. Auch wenn du planst, schwanger zu werden, solltest du Retinoide vorsichtshalber absetzen.
Was bedeutet das für dich und deine Hautpflegeroutine?
Die berechneten Werte des BfR sind natürlich Extremwerte, die sich auf eine tägliche Anwendung mehrerer Retinol-Produkte beziehen. Das ist keineswegs eine normale Verwendung, die wir dir empfehlen würden. Du solltest Retinol in hohen Konzentrationen nur gemäßigt verwenden und deine Haut langsam daran gewöhnen.
Wenn du derzeit also Retinolprodukte mit einer höheren Konzentration gemäßigt verwendest und keine Nebenwirkungen bemerkst, kannst du das Produkt auch nach wie vor verwenden.
Um auf Nummer sicher zu gehen, kannst du selbstverständlich auch ein ärztliches Blutbild machen lassen, um deine Vitamin A-Werte zu kontrollieren.
Sollte alles perfekt sein, solltest du dir allerdings keineswegs einen lebenslangen Vorrat an Retinolprodukten mit erhöhter Retinol-Konzentration zulegen. Denn Hautpflege hat eine begrenzte Haltbarkeit und gerade Retinol als instabiler Wirkstoff sollte nicht über sein Haltbarkeitsdatum hinaus verwendet werden.
Ungeöffnet sind die Produkte meistens zwei Jahre haltbar und sollten innerhalb von sechs Monaten aufgebraucht werden, sobald du sie öffnest.
Retinolprodukte und Alternativen
Du bist auf der Suche nach passenden Retinolprodukten, die deine neue Routine ergänzen sollen oder möchtest einen alternativen Wirkstoff für deine Haut testen?
Bakuchiol gilt beispielsweise als die ideale, pflanzliche, aber dabei genauso wirksame Alternative zu Retinol. In einigen Produkten findest du auch zum Beispiel Retinol in Kombination mit Bakuchiol, die die gleiche Anti-Aging-Wirkung haben und der Verordnung entsprechen.
Ebenso ist Retinal, ebenfalls aus der Vitamin A-Familie, eine effektive Alternative. Es gilt als deutlich verträglicher, aber auch wirksamer als Retinol.
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Wir hoffen, dass dir dieser Blog-Beitrag weitergeholfen hat und du dir nun sicherer im Hinblick auf die Verwendung von Retinol bist.
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